Ich gehe zum Stand runter. Ich sitze im Sand. Ich gehe schwimmen. Ich setze mich in mein Badetuch eingewickelt, das Mobiltelefon in der Hand in die Abendsonne zum Abtropfen und Abtrocken auf einen aus Muscheln aufgeschobenen Hügel zwischen zwei Frauen. In gebührendem Abstand natürlich. Ich wundere mich, denn eine der Frauen hat enorm viele Dinge bei sich. Eine große Tasche, verschiedene Decken und Tücher, ein klappbares Konstrukt aus weißem Kunststoff, auf dem sie aber nicht sitzt. Sie hat sich richtig eingerichtet auf eine 2x2m-Fläche. Sie selbst liegt auf dem Bauch und liest. Sie ist sicher um die 60, braungebrannt im Bikini, wirkt entspannt.
Ich tippe auf meinem Handy herum. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass sie aufsteht. Aha. Ich schaue auf. Woher auch immer erscheint ein schwarzes Hundchen mitten auf ihrer Liegestatt und setzt sich vor sie. Sie spricht mit dem Hund, gestikuliert, scheint ihm etwas zu erklären, küsst ihn auf die Nase und dreht sich um Richtung Wasserkante; sie geht baden. Ich bin begeistert zu sehen, wie die Frau rRichtung Meer strebt und der Hund – artig auf der Decke sitzend – ihr hinterherschaut. Es geht doch nichts über einen gut erzogenen und entspannten Hund. Einfach toll. Respekt für jeden, der das schafft!
Sie ist noch nicht bis zu den Knien ins flache Wasser gewatet, da gibt das Tier schon seine Position auf, läuft jedoch keineswegs hinter ihr her, sondern wendet und strebt direkt auf mich zu, um sich neben mich zu klemmen, als seine wir alte Bekannte. Ich bin nicht so eine Hundefan, mein Hygienefimmel lässt mich Schlimmstes ahnen. Allerdings bin ich gerührt. Ich streichle den schwarzen Pudelmix und spreche ein bisschen mit ihm. Er sitzt neben mir auf der rauen Oberfläche des Muschelbergs und beide schauen wir auf die in den Fluten verschwindende Besitzerin. Sie ruft etwas und winkt. Ich winke zurück. Der Hund winkt nicht. Er drückt sich an mich und triggert in mir tatsächlich den schon x mal ad acta gelegten Gedanken an einen eigenen Hund – „Nie mehr alleine sein…“.
Kaum habe ich mich an den Gedanken gewöhnt, nun mit dem Hund gemeinsam darauf zu warten, bis seine Halterin zurückkommt, hat er genug von meiner Gesellschaft, erhebt sich und steuert unsere nächste Nachbarin an. Auch sie reagiert aufgeschlossen. Ja, man kann ihn nicht nicht mögen, so dezent, unwiderstehlich liebenswert er da ankommt und sich ganz organisch einfügt in jede Art von Strandarrangement.
Dass er Blacky heißt, wie man der nur leicht vorwurfsvollen Ansprache seiner Besitzerin entnehmen kann, die sich halb entschuldigt und halb bedankt bei uns rundum, muss wohl nicht erwähnt werden. Ein anderer Name wäre ohnehin nicht infrage gekommen.
Zwei Tage später beobachte ich aus einiger Entfernung erneut das Ritual. Die nette Frau liegt am Fuß des Muschelhügels, neben sich diverses Gedöns, sie liest. Als sie aufsteht, um schwimmen zu gehen, kommt Blacky unter dem Plastikkonstrukt hervor. Er scheint seine Wahl bereits getroffen zu haben und setzt sich unverzüglich auf eine hübsche rote Decke zu einer anderen Strandbesucherin. Seine Halterin geht ins Wasser.